Lerne Patrick Hufschmid, den gitarren- und plektrumbauer, kennen

MEET THE MAKERS| 12.11.2020

Wir von Dickies sehen die Kunst hinter dem Handwerk, deshalb haben wir „Meet The Makers“ ins Leben gerufen. Hier erhältst du einen Einblick in die kreativen Prozesse, die Leidenschaft und die Motivation verschiedener Künstler.

Für unsere neueste Ausgabe haben wir Patrick Hufschmid, den kreativen Kopf hinter Hufschmid Guitars getroffen, der in der Gemeinde Aigle in der Schweiz lebt. Er hat uns seine Werkstatt und Herstellungsprozess gezeigt, hat uns erklärt, welche Materialien er verwendet und was man benötigt, um eine Gitarre zu bauen.

 

Hi Patrick, danke, dass du uns heute an deinen Arbeitsplatz eingeladen hast. Beginnen wir von vorne. Kannst du uns etwas über dich erzählen und darüber, wie alles angefangen hat?

Mein Name ist Patrick Hufschmid. Ich bin Gitarren- und Plektrumbauer aus Aigle in der Schweiz. Ich baue seit 1996 Gitarren und seit 2009 Plektren. Ich habe bereits sehr früh angefangen, mich mit Gitarren zu beschäftigen. Meine erste Gitarre habe ich in einem Mülleimer gefunden. Ich habe sie herausgeholt und repariert, sodass sie wieder spielbar war und so hat meine Liebe zu Gitarren begonnen. Ich war ungefähr 11 Jahre alt, als meine Mutter mir meine erste E-Gitarre besorgt hat, eine billige Kopie einer großen Marke, aber für den Anfang war sie ausreichend. Ich begann zu spielen und irgendwann habe ich versucht, die Gitarre zu bearbeiten und zu verbessern. So hat alles angefangen.

Patrick Hufschmid - Horseshoe Tee

 

Musik scheint definitiv ein großer Teil deines Lebens zu sein. Die Gitarren, die du baust, sind ziemlich besonders. Kannst du uns erzählen, wie das alles entstanden ist?

Meine Mutter ist eine international erfolgreiche Oboen-Spielerin. Sie ist seit 50 Jahren in der Musikbranche tätig und sie kannte jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt… der an dem berühmten Redwing Technical College in Minnesota war, an dem man Gitarrenbau studieren kann. Ich hatte großes Glück und durfte dort studieren. Als ich 20 Jahre alt war, ging ich ins Ausland und studierte Gitarrenbau in Redwing. Das war vor 24 Jahren. Als ich zurückkam, habe ich aber nicht sofort damit begonnen, Gitarren zu bauen. Ich habe in der Luxusbranche für Armbanduhren gearbeitet, was eine weitere große Leidenschaft von mir ist.

Patrick Hufschmid - Horseshoe Tee

 

Deine Designs sind sehr einzigartig. Verwendest du spezielle Techniken oder Materialien, über die du uns etwas erzählen kannst?

Ich bin der Meinung, dass Menschen Authentizität und echtes Handwerk schätzen, und genau darum geht es bei mir. Seitdem ich 1996 damit begonnen habe, Gitarrenbau ernsthaft zu studieren, basiert meine Arbeit immer auf traditionellen Formen. Man wird bei mir keine Gitarren mit total schrägen Formen finden. Ich lasse sie traditionell, aber versuche auch innovativ zu sein. Neue Materialien für den Sattel und meine eigenen, individuellen Tonabnehmer, was sehr besonders ist. Bei den Saiten achte ich sehr auf Details. Ich habe auch mein eigenes Material namens HufGlow, das im Dunkeln leuchtet. Eigentlich ist es ein Sicherheitsmaterial und ich bin der einzige Künstler, der es verwendet. Es ist sehr reaktionsfähig. Ich konnte einen kleinen Bestand aufbauen, aber wenn es aufgebraucht ist, gibt es nichts mehr.

Patrick Hufschmid - Horseshoe Tee

 

Die Namen deiner Gitarren und Plektren erzählen eine Geschichte und sind sehr originell. Kannst du uns erzählen, wie und weshalb du die Namen aussuchst?

Mein Modell „Tantalum“ basiert auf meinem Lieblingselement Tantal. Ich habe früher auch Armbanduhren mit Tantal-Einfassungen verkauft. Ich liebe einfach die Farbe und mir gefällt die griechische Mythologie dahinter, es passt einfach alles zusammen. Außerdem gibt es auch Kunst und Malerei, wie bei dem Modell „Dunkel“, das auf einer Technik zum Malen von dunklem Licht basiert, und quasi einfach die tonalen Möglichkeiten dieser Gitarre beschreibt. Man kann sehr helle oder dunkle Töne erzeugen. Ich probiere mich aus und verpasse Dinge Namen, die anders sind. Ich möchte eine Metal-Gitarre nicht „The Aggressor” nennen. Das ist meiner Meinung nach ein bisschen kindisch. Deshalb denke ich mir einen Namen aus, der auf Hintergrundwissen basiert und originell ist.

Patrick Hufschmid - Horseshoe Tee

 

Wir haben bemerkt, dass jede Gitarre von dir Maßarbeit ist und sich alle unterscheiden. Machst du auch manchmal Gitarren, die sich ähnlich sind?

Der Unterschied zwischen mir und den Custom Shops ist, dass die Custom Shops alles bauen, was du willst. Das ist nicht mein Ansatz. Ich möchte gerne derjenige sein, der das Endergebnis entworfen hat. Nach 24 Jahren Erfahrung im Gitarrenbau verwende ich spezielle Materialien, weil mir das Endergebnis gefällt. Die Kombination aus diesen Materialien ergibt dann eine Hufschmid-Gitarre. Ich biete unterschiedliche Optionen an, wie Mensur, Länge, Tonabnehmer und so weiter. Aber im Prinzip dreht sich alles um meinen Stil.

Patrick Hufschmid - Horseshoe Tee

 

Deine Gitarren heben sich durch Detailgenauigkeit, Innovation und die verwendeten Materialien ab. Kannst du uns darüber etwas mehr erzählen?

Ich verwende perfekt radial geschnittenes Holz, ein Stück, für den Korpus und den Hals, was sehr selten ist. Das findet man nicht so leicht. Ich verwende immer FSC-zertifiziertes Holz, was umweltfreundlich ist. Ich verwende nur Dinge, die 100 % ethisch vertretbar sind. Ich verwende keinerlei tierische Produkte für meine Gitarren, mit der Ausnahme von Galalith, ein Biokunststoff aus den frühen 60ern, der auf Milch basiert. Ich verwende immer eine Durchzeichnung der linken oder rechten Hand meines Kunden, da ich den Hals an die Form der Hand anpasse. Wenn man sich Bilder ansieht, stellt man fest, dass die standardmäßigen Hälse, die alle nutzen, nicht die beste Lösung sind. Man kann den Hals an die Form der Hand des Kunden anpassen. Das ist etwas Besonderes.

 

Es war sehr interessant, was du uns über den Herstellungsprozess und die verwendeten Materialien und Designs erzählt hast. Wir würden gerne noch erfahren, was du an deiner Arbeit am meisten liebst?

Mein liebster Teil der Arbeit ist tatsächlich, von jemandem kontaktiert zu werden, der eine Leidenschaft hat, mein Handwerk kennt und mich kontaktiert, weil er mir bereits seit vielen Jahren folgt und gerne ein Stück meiner Kunst hätte. Ich möchte jetzt nicht abgehoben klingen, aber ich denke, dass es für einen Künstler die beste Belohnung ist, wenn jemand seine Kunst zu schätzen weiß. Jeden einzelnen Tag, an dem ich zum Beispiel einen Auftrag für ein Plektrum bekomme, kann ich es kaum glauben, dass ich ein Plektrum für jemanden baue, der am anderen Ende der Welt sitzt. Das ist unglaublich und wirklich das Beste daran.


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